In einem Beitrag auf einem Instagram Account wird behauptet, dass im Gegensatz zur bisherigen Ausbildung der Hebammen die Student*innen „nur noch Pathologie lernen und somit zu Hebammen werden, die gar nicht mehr wissen, wie eine physiologische Geburt funktioniert“.

Das ist definitiv nicht richtig. Denn das Studium umfasst genau wie die Ausbildung sehr viele Praxisstunden bei erfahrenen Hebammen, von denen man traditionelles Hebammenhandwerk lernt. Deswegen hat man auch nicht wie in anderen Fächern die üblichen Semesterferien, denn man ist einen sehr großen Teil des Studiums im Praxiseinsatz. Und auch die Hochschulen sind meistens bindungsorientiert und frauenzentriert ausgerichtet. Es wird sehr viel Wert darauf gelegt, die Physiologie der Geburt zu erhalten.

Damit eine Hebamme die Physiologie erhalten und einen pathologischen Verlauf erkennen (und dann auch geschickt handeln) kann, ist natürlich auch Pathologie ein Themenfeld, welches man nicht unterschätzen darf. Besonders spannend finde ich zum Beispiel, wie man in der Geburtsmechanik bei einem drohenden pathologischen Verlauf die Frau und das Kind dabei unterstützen kann, die natürliche Geburt zu erhalten. Das ist ein Beispiel für die Hebammenkunst, die eine Hebamme ausmacht und oft das medizinische Eingreifen verhindern kann.

Dazu gehört Feingefühl und ein enormes Wissen, welches man nicht einfach „nur“ theoretisch erlernen kann. Und genau deshalb sind im Studium auch um die 3000 Praxisstunden enthalten.

Das Studium ist nicht ohne Grund ein duales Studium. Man absolviert quasi die Ausbildung aber lernt das wissenschaftliche Arbeiten on top, was einen dazu befähigt, in diesem wichtigen Feld zu forschen und das Wissen der PHYSIOLOGIE weiterhin zu verbreiten.

Das Studium trennt für die werdenden Eltern nicht die Hebammen in studierte und nicht-studierte Hebammen. Denn bei der originären Arbeit zählt vor allem Erfahrungswissen und das Wissen um das Erhalten der Physiologie. Und das macht alle Hebammen aus. Das Studium sorgt dafür, dass die Hebammenarbeit wissenschaftlich verankert wird und Forschung auf der physiologischen Seite stattfinden kann. Das ist auch wichtig, um langfristig Fakten für politische und ökonomische Entscheidungen zu erheben, denn da zählt nun einmal das wissenschaftliche Arbeiten mit seinen repräsentativen Zahlen mehr als jegliche Erfahrung. Und weiß jeder, der selbst schon einmal ein Kind bekommen hat, wie wichtig es ist, Probleme in der Geburtslandschaft zu erkennen und Familien zu schützen.